Am Dienstag hatten wir die Ehre ein neues Projekt von Imcares in Pune kennen zu lernen. Unser halber Seek & Care Vorstand (Nancy, Mareike und ich, Rebekka) war mit dem Leiter Timothy Gaikwad vor Ort.
„Aji“ ist ein liebevolles Wort für „Oma“. Und das ist genau die Zielgruppe des Projekts. Inmitten des bekanntesten Rotlichtviertels in Pune werden Seniorinnen betreut, die mindestens ihr halbes Leben als Zwangsprostituierte tätig waren und nun für die Gesellschaft „unbrauchbar“ geworden sind. Sie haben keine Familie, niemanden an den sie sich wenden können, um ihre Sorgen und Nöte auszusprechen. Der Titel des Projekts „Aji“ gibt ihnen eine Identität und spricht ihnen eine Rolle in der Gesellschaft zu.
Wir durften die Betreuerin der Frauen kennen lernen, die das Projekt vor Ort leitet. Asha ist sehr herzlich und eigentlich bereits in Rente. Dennoch kümmert sie sich so leidenschaftlich um die Frauen und diese vertrauen ihr. Selbst hat sie uns gesagt, dass dieses Vertrauen die Basis dieser Arbeit sei, ohne die sie sich nicht für die Frauen einsetzen könne.
Aktuell ist das Projekt in der Pilotphase. Es werden die Bedürfnisse der Frauen erörtert und sie werden befragt, wo sie Unterstützung benötigen. Keine der Frauen besitzt Papiere. Dies ist eine der ersten Aufgaben, um die sich Imcares kümmert. Anschließend werden die Frauen dabei unterstützt die ihnen zustehende Rente zu beantragen. Auch wenn dies nicht für den gesamten Lebensunterhalt ausreicht, ist dies dennoch eine finanzielle Hilfe der Regierung, die genutzt werden darf.
Einmal im Monat bekommen die Frauen Nahrungspakete in Form von Trockenrationen (Reis, Linsen, etc).
Ansonsten ist die größte Aufgabe, den Frauen zuzuhören und ihnen einen Raum zu geben, in dem sie gemeinsam lachen und weinen dürfen.
Die Frauen sind zwischen 50 und 70 Jahre alt. Sie erzählten uns ihre Geschichten, die uns alle sehr bewegten. Wir alle hatten Mühe unsere Tränen zurück zu halten. Gleichzeitig war es wie Balsam für die Seele zu erleben, wie sie miteinander lachen konnten und somit für kurze Zeit der Seelenschmerz in den Hintergrund rückte.
Aji ist ein sehr wertvolles Projekt. Einmal mehr hat Imcares eine Nische gefunden, in der noch keine NGO vor ihnen aktiv geworden ist. Die Frauen sind sehr dankbar.
Auch ich bin dankbar. Dankbar, dass es dieses Projekt gibt. Dankbar für Asha, die sich so liebevoll um die Frauen kümmert. Dankbar, dass diese Frauen an diesem Tag gekommen sind und wir sie treffen konnten. „Wir haben keine Eltern, keine Familie. Wo sollten wir sonst hingehen?“, antwortete eine der Frauen auf meine Worte. Wie gut, dass sie nun als „Aji“ ihren Platz finden dürfen.