Pioniere und Visionäre

Hallo,

heute war ein spannender Tag, wir haben ein Day Care Center im Slum besucht. Dort durfte ich Integration von einem Behinderten in eine Gruppe von über 76 Kindern erleben. Der Junge blüht sichtbar auf.

Es war faszinierend, welche Freude die Kinder hatten, zu kommen.

IMG_5974Mit Begeisterung haben sie bei den Bewegungsspielen mitgemacht und einer spannenden Geschichte, dargestellt von uns Mitarbeitern, gelauscht.

Die Lehrerin selber, hat eine solche Ausstrahlung und Ruhe, unglaublich. Sie macht das jetzt schon seit 12 Jahren ! Und ist immer noch begeistert. Es gibt eine Gruppe für Kindergartenkinder und eine Gruppe nachmittags zur Hausaufgabenbetreuung. Die Gruppe von 9 Uhr bis 13 Uhr dient auch dazu Müttern, die entweder auf den Gleisen Müll zum Wiederverkauf sammeln oder kleinere Geschäfte am Straßenrand haben, ihre Kinder sicher zurück zu lassen. Die Kinder wären ansonsten Gewalt, Missbrauch oder Menschenhandel ausgesetzt.

 

So ist die Idee, die Kinder an einem sicheren Ort zu sammeln, Ihnen einfache akademische Dinge beizubringen, christliche Inhalte zu vermitteln, einfache Gesundheitserziehung beizubringen (Hände waschen …) und eine gute warme Mahlzeit zu bieten, genial. Sie wurde wohl von anderen Organisationen in anderen Slumgebieten übernommen, sodaß Imcares dies nur noch an einem Ort anbietet und sich auf neue Projekte konzentrieren kann. Für mich sind sie Pioniere und Visionäre, die so flexibel sind, Brennpunkte zu erkennen und neue Projekte anzugehen.

Heute hatte ich mit den 2-5 jährigen  beim Spielen echt Spaß. Ein Mädel hat mir ein indisches Handspiel beigebracht.

Gruß Christine

Jeevan – Neustart in’s Leben

page6image25280

Jeevans Geschichte hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck für die großartige Leistung der Mitarbeiter von IMCARES. Täglich laufen sie durch Mumbais Straßen, um obdachlose, bedürftige und verletzte Menschen zu finden und ihnen die Hilfe zu ermöglichen.

Auf einer dieser Touren der Pavement Minsitry fanden sie den 40jährigen Jeevan (Name geändert) in einem erbärmlichen Zustand vor. Nach dem sich die Mitarbeiter ihm angenähert hatten und sein Vertrauen fanden, untersuchten sie ihn gründlich auf Verletzungen. Dabei fanden sie eine sehr tiefe Wunde an seinem Bein, die bereits von Maden besiedelt war und fürchterlich stank.

Im Beratungsgespräch fanden sie weiterhin heraus, dass Jeevan seit fünf Jahren auf der Straße lebt. Als Karren-Zieher lag sein Tageseinkommen bei ca. 1,50€. Aufgrund seines Alkoholproblems hatte ihn seine Familie ausgestoßen.

Mit Jeevan’s Zustimmung konnten die IMCARES Mitarbeiter seine Wunde reinigen und grundversorgen. Anschließend brachten sie ihn in ein staatliches Krankenhaus zur weiteren Behandlung. Sie besuchten ihn auch nach der Krankenhausbehandlung regelmäßig, um eine optimale Wundversorgung und den Verbandswechsel zu gewährleisten, bis das Bein gänzlich geheilt war. Zusätzlich wurde er in das Versorgungscamp auf dem Gelände von IMCARES eingeladen, wo er regelmäßig Beratung, Essen und Gebet erhält.

Jeevan hat nun wieder begonnen zu arbeiten und damit Selbstverantwortung übernommen. Die Mitarbeiter von IMCARES arbeiten jetzt mit ihm an seinem nächsten Ziel, der Familienzusammenführung.

Rebekka Kircher

Hühnerstallbau mit Tücken

 

Im Januar 2015 reisten wir, ein buntes Team aus Deutschland, zum Agape Village, um eine schöne Zeit mit den Kindern zu verbringen und etwas Sinnvolles zu hinterlassen. Wir entschieden uns für das Bauen eines Hühnerstalles. Für 20 Hühner sollte eine eingezäunte Fläche entstehen, die die Hühner vor Greifvögeln sowie anderen wilden Tieren schützt. Außerdem muss der Hühnerstall auch die Regenzeit überstehen, in der Unmengen von Wassermassen durch das Gelände und damit auch durch den Hühnerstall fließen. Wir hatten 7 Tage Zeit dafür.

 

IMG_7146Die erste Herausforderung stellte sich in der Materialbeschaffung. In Indien dauert es ein paar Tage von der Bestellung des Zaunes, ect. bis zur Lieferung. Das Kinderheim befindet sich in einem Bergdorf, sodass der Heimwerkermarkt um die Ecke das Material nie vorrätig hat. Die zweite Herausforderung ergab sich durch das Fehlen passender Werkzeuge. Da wir darauf vorbereitet sein wollten, nahmen wir so viel Werkzeuge mit, wie es die Gewichtsgrenze unserer Koffers zuließ. So waren wir ausgerüstet mit Schaufelblatt, Handsägen, Hammer, Handschuhen und Scharnieren, ect. Als wir beim Ausheben der Löcher für die Einzementierung der Zaunpfähle auf Felsen stießen, stellten wir fest, dass wir doch nicht ausreichend vorbereitet waren. Da die Beschaffung eines elektrischen Bohrhammers zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, wurden die Löcher mit Hammer und Meißel mühevoll angefertigt. Der Steinmetz unter uns musste aber schnell seine Zieltiefe der Löcher von 80 cm auf 60 cm korrigieren. Die Arbeiten zogen sich dadurch stark in die Länge und die Zeit drängte. Der Tag unserer Abreise ließ sich nicht nach hinten verschieben.


 UnbenanntAm letzten Tag unseres Aufenthalts, nachdem auch noch für 2 Stunden der Strom ausfiel, konnte das Dach des Stalls erst sehr spät aufgeschraubt werden. Die Sonne war schon untergangen, als wir mit ein paar Kindern die Hühner von befreundeten Familien im Dorf abholten. In jeder Hand ein Huhn liefen wir zurück zum Heimgelände und setzten unter großem Jubel der Kinder die Hühner in ihr neues Heim.

 

 

 

 

HS14

Im Januar 2016 kehrte ich erneut in das Heim zurück und beschaute den Hühnerstall. Die Sitzstangen für die Hühner wurden abmontiert. Indische Hühner scheinen nicht in der Höhe sitzen zu wollen. Das Gehege hat der Regenzeit Stand gehalten und der Stall wird von den Kindern regelmäßig gesäubert und umsorgt. Die Hühner erhalten durch die abfallenden Gemüsereste aus der Küche genügend Futter. Eine Henne musste einem Wildkatzenangriff zum Opfer fallen. Um dem entgegen zu wirken, wohnt nun einer der Wachhunde im Hühnergehe. Die Hühner scheint ihr neuer Mitbewohner nicht zu stören.

Besonders gefreut hat mich natürlich die Legefreudigkeit der Hennen. Jede von ihnen gibt mehrmals wöchentlich ein Ei. Nur brüten wollen sie noch nicht so recht.

 

Nancy Reichel

 

Rückblick und Abschied

Sechs Wochen sind nun vergangen, seit ich in Mumbai ankam. Heute Nacht geht es zurück nach Deutschland, wo ich wahrscheinlich erst mal sehr frieren werde. Zum Glück gibt es in der Weihnachtszeit schöne Möglichkeiten sich aufzuwärmen!

 

In den vergangenen Wochen wurde viel geplant, besprochen und bewegt. Netzwerke wurden aufgebaut, neue Ideen entwickelt, alte umgesetzt oder angepasst.

Was heißt das nun konkret?

 

 

Kontaktaufnahme und Dokumentation

Wir haben zu 48 Familien Kontakt aufbauen können. Durch das neue Formblatt, welches wir eigens für das Projekt Ankur entwickelt haben, wurden sämtliche Daten dieser Kinder gesammelt, dokumentiert und ausgewertet. Der nächste Schritt ist die Digitalisierung dieser Daten.
Durchschnittlich konnten wir jedes Kind zweimal treffen. Die Kontaktaufnahmen fanden sowohl im häuslichen Umfeld als auch bei uns im Office und im Rahmen von Gruppentreffen, sogenannte „Focus Group Meetings“, statt.

 

Focus Group Meetings (FGM)

Zu vier FGM’s haben wir Mütter und deren von Behinderung betroffenen oder schwerkranken Kinder eingeladen, um sie über das Programm Ankur aufzuklären, zu ermutigen und sie untereinander zu vernetzen. Die Mütter geben uns ein sehr positives Feedback. Viele sind offen, unsere Hilfe anzunehmen und für ihre Kinder aktiv zu werden.

Die FGM’s fanden in vier Arealen statt. In zweien ist IMCARES schon sehr bekannt, was eine hohe Teilnehmerzahl zur Folge hatte: ca. 15 Familien pro FGM. In den anderen beiden Arealen lag die Teilnehmerzahl bei 3-5 Familien, da der Bekanntheitsgrad noch gering ist. Durch Mundpropaganda und regelmäßige Kontaktaufnahmen wird IMCARES auch hier immer mehr Fuß fassen können.

 

Mitarbeiterseminare

IMG_2329Gegen Ende der sechs Wochen hatten wir einen groben Überblick über die verschiedenen Familiengeschichten, Lebensumstände und Herausforderungen erlangt. Diesbezüglich wurden drei Seminare für alle Mitarbeiter veranstaltet, die in einem der Children @ Risk Projekte involviert sind. Es wurden die allgemeinen Formen von Behinderung mit einzelnen Fallbeispielen besprochen und spielerische Möglichkeiten gesammelt, um verschiedenste Fähigkeiten der Kinder zu erhalten und zu fördern.

 

Netzwerke

Ein sehr renommierter Orthopäden und Chirurg ist bereit, einmal monatlich die Kinder untersuchen und Empfehlungen für deren Behandlung abzugeben. Ein weiterer Arzt wird noch kontaktiert.

Eine Physiotherapeutin ist bereit einmal wöchentlich persönlich oder in Vertretung einer Kollegin bei verschiedenen Kinder vorbeizuschauen, um den Eltern beratend zur Seite zu stehen.

Durch den Kontakt zu verschiedenen christlichen Gemeinden haben wir wertvolle Ressourcen an Räumlichkeiten und weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern gewonnen.

 

Ankur Drop-in Center (ADC)

In den vergangenen Wochen wurde das Ankur Programm durch einen neuen Baustein bereichert. Wir wollen durch das Ankur Drop-in Center eine Anlaufstelle für die Mütter schaffen, um ihre Kinder an zwei bis drei Tagen für einige Stunden in unsere Betreuung zu geben. So können sie sich effektiv um ihren Haushalt kümmern und erledigen, was gerade ansteht. Gleichzeitig bietet es uns die Möglichkeit, mit den Kindern eine vertraute Beziehung aufzubauen, sie noch gezielter zu beobachte und zu fördern. Am Ende des Tages kann den Eltern somit ein Feedback über die Potentiale ihrer Kinder gegeben werden und gemeinsam an der Umsetzung der erlernten Fähigkeiten im häuslichen Umfeld gearbeitet werden. Wir wollen mit einem, maximal mit zwei ADC’s starten. Hierfür wird jedoch noch finanzielle Unterstützung für Raummiete, Renovierungsarbeiten und Umfeldanpassung benötigt.

Die ADC’s sollen jedoch nicht die Familien von ihrer Verantwortung entbinden. Das Hauptziel bleibt die Familie, die durch die Mitarbeiter von IMCARES ermutigt, beraten und unterstützt wird, das Kind anzunehmen, es einzubeziehen und zu maximaler Selbstständigkeit zu führen.

 

 

In einem gemeinsamen Mittagessen konnten wir heute die letzten Wochen Revue passieren lassen und noch einmal die Gemeinschaft genießen.
Ich habe die Arbeit wirklich sehr genossen. Es war herausfordernd und bereichernd zugleich.

Für mich ist es nicht leicht zu gehen. Ich habe die Menschen und den Alltag hier sehr liebgewonnen. Alte Freundschaften konnten immens vertieft und neue geschlossen werden. Und obwohl dies nun mein fünfter Aufenthalt hier war, habe ich zum ersten mal das Gefühl die indische Kultur und Gedankenwelt verstehen zu können, auch wenn nicht immer alles nachvollziehbar ist.

 

Wie gut, dass es in der heutigen Zeit so geniale Möglichkeiten der Kommunikation über Kontinentgrenzen hinaus gibt. Die Zusammenarbeit endet ja nicht mit meinem Abschied. Im Gegenteil, jetzt fängt sie erst richtig an.

 

IMG_1113Was nehme ich nun aus diesen sechs Wochen mit? Nur einen Satz, den ich in dem Song „Remember me“ von Guvna B aufgeschnappt habe:

 

„I’m blessed to be a blessing!“

 

Rebekka