Erste Eindrücke aus Mumbai

Ankunftstag in Mumbai:

DSCN0408Ich bin das erste Mal in diesem Land. Mein erster Eindruck: Es ist richtig krass!!! 30°  statt – 10° !!! Die vielen Autos kreuz und quer auf den Straßen, Gehupe ohne Ende
…, Menschen ohne Ende….provisorische Zelthäuser aus Planen, viele sichtbar arme Menschen!!!

Irgendwie kennt man Bilder aus dem Fernsehen, aber plötzlich mittendrin zu stehen, Wahnsinn!!!

 

Nächster Morgen:

Am Vormittag waren wir bei „Imcares“, der Organisation, mit der Seek and Care e. V. zusammenarbeitet. Der Leiter Timothy hat uns über deren Arbeit, die Projekte, die Grundhaltung den Menschen in Mumbai gegenüber und die Zielrichtung der Arbeit erzählt. Dazu mehr von Christine später….

Am Nachmittag war ich mit einem Mitarbeiter von Imcares (ein Inder) und noch einem Mann aus unserem Team bei der „pavement-ministry“ dabei: Wir waren in verschiedenen Armenvierteln und einem großen Rotlichtviertel.

Bei diesem  Dienst suchen die Mitarbeiter Menschen, die am Straßenrand leben, auf, sprechen sie an, versorgen sie medizinisch oder kaufen z.B. etwas zu essen…. Viele Klienten betreuen sie auch schon seit längerer Zeit.

Auch hier kann ich nur sagen: Echt krass, mittendrin statt nur im Fernsehen.

Ich bin heute Abend total erschlagen und überwältigt von den vielen Eindrücken. Was für ein anderes Leben!!!

 

Uta

Jeevan – Neustart in’s Leben

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Jeevans Geschichte hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck für die großartige Leistung der Mitarbeiter von IMCARES. Täglich laufen sie durch Mumbais Straßen, um obdachlose, bedürftige und verletzte Menschen zu finden und ihnen die Hilfe zu ermöglichen.

Auf einer dieser Touren der Pavement Minsitry fanden sie den 40jährigen Jeevan (Name geändert) in einem erbärmlichen Zustand vor. Nach dem sich die Mitarbeiter ihm angenähert hatten und sein Vertrauen fanden, untersuchten sie ihn gründlich auf Verletzungen. Dabei fanden sie eine sehr tiefe Wunde an seinem Bein, die bereits von Maden besiedelt war und fürchterlich stank.

Im Beratungsgespräch fanden sie weiterhin heraus, dass Jeevan seit fünf Jahren auf der Straße lebt. Als Karren-Zieher lag sein Tageseinkommen bei ca. 1,50€. Aufgrund seines Alkoholproblems hatte ihn seine Familie ausgestoßen.

Mit Jeevan’s Zustimmung konnten die IMCARES Mitarbeiter seine Wunde reinigen und grundversorgen. Anschließend brachten sie ihn in ein staatliches Krankenhaus zur weiteren Behandlung. Sie besuchten ihn auch nach der Krankenhausbehandlung regelmäßig, um eine optimale Wundversorgung und den Verbandswechsel zu gewährleisten, bis das Bein gänzlich geheilt war. Zusätzlich wurde er in das Versorgungscamp auf dem Gelände von IMCARES eingeladen, wo er regelmäßig Beratung, Essen und Gebet erhält.

Jeevan hat nun wieder begonnen zu arbeiten und damit Selbstverantwortung übernommen. Die Mitarbeiter von IMCARES arbeiten jetzt mit ihm an seinem nächsten Ziel, der Familienzusammenführung.

Rebekka Kircher

Hühnerstallbau mit Tücken

 

Im Januar 2015 reisten wir, ein buntes Team aus Deutschland, zum Agape Village, um eine schöne Zeit mit den Kindern zu verbringen und etwas Sinnvolles zu hinterlassen. Wir entschieden uns für das Bauen eines Hühnerstalles. Für 20 Hühner sollte eine eingezäunte Fläche entstehen, die die Hühner vor Greifvögeln sowie anderen wilden Tieren schützt. Außerdem muss der Hühnerstall auch die Regenzeit überstehen, in der Unmengen von Wassermassen durch das Gelände und damit auch durch den Hühnerstall fließen. Wir hatten 7 Tage Zeit dafür.

 

IMG_7146Die erste Herausforderung stellte sich in der Materialbeschaffung. In Indien dauert es ein paar Tage von der Bestellung des Zaunes, ect. bis zur Lieferung. Das Kinderheim befindet sich in einem Bergdorf, sodass der Heimwerkermarkt um die Ecke das Material nie vorrätig hat. Die zweite Herausforderung ergab sich durch das Fehlen passender Werkzeuge. Da wir darauf vorbereitet sein wollten, nahmen wir so viel Werkzeuge mit, wie es die Gewichtsgrenze unserer Koffers zuließ. So waren wir ausgerüstet mit Schaufelblatt, Handsägen, Hammer, Handschuhen und Scharnieren, ect. Als wir beim Ausheben der Löcher für die Einzementierung der Zaunpfähle auf Felsen stießen, stellten wir fest, dass wir doch nicht ausreichend vorbereitet waren. Da die Beschaffung eines elektrischen Bohrhammers zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, wurden die Löcher mit Hammer und Meißel mühevoll angefertigt. Der Steinmetz unter uns musste aber schnell seine Zieltiefe der Löcher von 80 cm auf 60 cm korrigieren. Die Arbeiten zogen sich dadurch stark in die Länge und die Zeit drängte. Der Tag unserer Abreise ließ sich nicht nach hinten verschieben.


 UnbenanntAm letzten Tag unseres Aufenthalts, nachdem auch noch für 2 Stunden der Strom ausfiel, konnte das Dach des Stalls erst sehr spät aufgeschraubt werden. Die Sonne war schon untergangen, als wir mit ein paar Kindern die Hühner von befreundeten Familien im Dorf abholten. In jeder Hand ein Huhn liefen wir zurück zum Heimgelände und setzten unter großem Jubel der Kinder die Hühner in ihr neues Heim.

 

 

 

 

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Im Januar 2016 kehrte ich erneut in das Heim zurück und beschaute den Hühnerstall. Die Sitzstangen für die Hühner wurden abmontiert. Indische Hühner scheinen nicht in der Höhe sitzen zu wollen. Das Gehege hat der Regenzeit Stand gehalten und der Stall wird von den Kindern regelmäßig gesäubert und umsorgt. Die Hühner erhalten durch die abfallenden Gemüsereste aus der Küche genügend Futter. Eine Henne musste einem Wildkatzenangriff zum Opfer fallen. Um dem entgegen zu wirken, wohnt nun einer der Wachhunde im Hühnergehe. Die Hühner scheint ihr neuer Mitbewohner nicht zu stören.

Besonders gefreut hat mich natürlich die Legefreudigkeit der Hennen. Jede von ihnen gibt mehrmals wöchentlich ein Ei. Nur brüten wollen sie noch nicht so recht.

 

Nancy Reichel

 

Rückblick und Abschied

Sechs Wochen sind nun vergangen, seit ich in Mumbai ankam. Heute Nacht geht es zurück nach Deutschland, wo ich wahrscheinlich erst mal sehr frieren werde. Zum Glück gibt es in der Weihnachtszeit schöne Möglichkeiten sich aufzuwärmen!

 

In den vergangenen Wochen wurde viel geplant, besprochen und bewegt. Netzwerke wurden aufgebaut, neue Ideen entwickelt, alte umgesetzt oder angepasst.

Was heißt das nun konkret?

 

 

Kontaktaufnahme und Dokumentation

Wir haben zu 48 Familien Kontakt aufbauen können. Durch das neue Formblatt, welches wir eigens für das Projekt Ankur entwickelt haben, wurden sämtliche Daten dieser Kinder gesammelt, dokumentiert und ausgewertet. Der nächste Schritt ist die Digitalisierung dieser Daten.
Durchschnittlich konnten wir jedes Kind zweimal treffen. Die Kontaktaufnahmen fanden sowohl im häuslichen Umfeld als auch bei uns im Office und im Rahmen von Gruppentreffen, sogenannte „Focus Group Meetings“, statt.

 

Focus Group Meetings (FGM)

Zu vier FGM’s haben wir Mütter und deren von Behinderung betroffenen oder schwerkranken Kinder eingeladen, um sie über das Programm Ankur aufzuklären, zu ermutigen und sie untereinander zu vernetzen. Die Mütter geben uns ein sehr positives Feedback. Viele sind offen, unsere Hilfe anzunehmen und für ihre Kinder aktiv zu werden.

Die FGM’s fanden in vier Arealen statt. In zweien ist IMCARES schon sehr bekannt, was eine hohe Teilnehmerzahl zur Folge hatte: ca. 15 Familien pro FGM. In den anderen beiden Arealen lag die Teilnehmerzahl bei 3-5 Familien, da der Bekanntheitsgrad noch gering ist. Durch Mundpropaganda und regelmäßige Kontaktaufnahmen wird IMCARES auch hier immer mehr Fuß fassen können.

 

Mitarbeiterseminare

IMG_2329Gegen Ende der sechs Wochen hatten wir einen groben Überblick über die verschiedenen Familiengeschichten, Lebensumstände und Herausforderungen erlangt. Diesbezüglich wurden drei Seminare für alle Mitarbeiter veranstaltet, die in einem der Children @ Risk Projekte involviert sind. Es wurden die allgemeinen Formen von Behinderung mit einzelnen Fallbeispielen besprochen und spielerische Möglichkeiten gesammelt, um verschiedenste Fähigkeiten der Kinder zu erhalten und zu fördern.

 

Netzwerke

Ein sehr renommierter Orthopäden und Chirurg ist bereit, einmal monatlich die Kinder untersuchen und Empfehlungen für deren Behandlung abzugeben. Ein weiterer Arzt wird noch kontaktiert.

Eine Physiotherapeutin ist bereit einmal wöchentlich persönlich oder in Vertretung einer Kollegin bei verschiedenen Kinder vorbeizuschauen, um den Eltern beratend zur Seite zu stehen.

Durch den Kontakt zu verschiedenen christlichen Gemeinden haben wir wertvolle Ressourcen an Räumlichkeiten und weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern gewonnen.

 

Ankur Drop-in Center (ADC)

In den vergangenen Wochen wurde das Ankur Programm durch einen neuen Baustein bereichert. Wir wollen durch das Ankur Drop-in Center eine Anlaufstelle für die Mütter schaffen, um ihre Kinder an zwei bis drei Tagen für einige Stunden in unsere Betreuung zu geben. So können sie sich effektiv um ihren Haushalt kümmern und erledigen, was gerade ansteht. Gleichzeitig bietet es uns die Möglichkeit, mit den Kindern eine vertraute Beziehung aufzubauen, sie noch gezielter zu beobachte und zu fördern. Am Ende des Tages kann den Eltern somit ein Feedback über die Potentiale ihrer Kinder gegeben werden und gemeinsam an der Umsetzung der erlernten Fähigkeiten im häuslichen Umfeld gearbeitet werden. Wir wollen mit einem, maximal mit zwei ADC’s starten. Hierfür wird jedoch noch finanzielle Unterstützung für Raummiete, Renovierungsarbeiten und Umfeldanpassung benötigt.

Die ADC’s sollen jedoch nicht die Familien von ihrer Verantwortung entbinden. Das Hauptziel bleibt die Familie, die durch die Mitarbeiter von IMCARES ermutigt, beraten und unterstützt wird, das Kind anzunehmen, es einzubeziehen und zu maximaler Selbstständigkeit zu führen.

 

 

In einem gemeinsamen Mittagessen konnten wir heute die letzten Wochen Revue passieren lassen und noch einmal die Gemeinschaft genießen.
Ich habe die Arbeit wirklich sehr genossen. Es war herausfordernd und bereichernd zugleich.

Für mich ist es nicht leicht zu gehen. Ich habe die Menschen und den Alltag hier sehr liebgewonnen. Alte Freundschaften konnten immens vertieft und neue geschlossen werden. Und obwohl dies nun mein fünfter Aufenthalt hier war, habe ich zum ersten mal das Gefühl die indische Kultur und Gedankenwelt verstehen zu können, auch wenn nicht immer alles nachvollziehbar ist.

 

Wie gut, dass es in der heutigen Zeit so geniale Möglichkeiten der Kommunikation über Kontinentgrenzen hinaus gibt. Die Zusammenarbeit endet ja nicht mit meinem Abschied. Im Gegenteil, jetzt fängt sie erst richtig an.

 

IMG_1113Was nehme ich nun aus diesen sechs Wochen mit? Nur einen Satz, den ich in dem Song „Remember me“ von Guvna B aufgeschnappt habe:

 

„I’m blessed to be a blessing!“

 

Rebekka

 

A New Beginning

2015-12-06 13.06.46Gestern, am Nikolaustag, durfte ich Timothy, Sonali und Sumitre Gaikwad zu einer großartigen Veranstaltung begleiten.

Ein Arzt namens Dr. Rajshekhar Uzagare, der schon seit vielen Jahren im Bereich HIV und Aids forscht, aufklärt und behandelt, hatte sein neues Buch „A New Beginning“ herausgebracht.

In handlichem Format beschreibt er praxisnah die aktuellsten Erkenntnisse über HIV.

Neben vier weiteren Ärzten, die jeweils eine kleine Ansprache gaben, war als Ehrengast Dr. Kirit Somaiya (Politiker im indischen Parlament) eingeladen. Er durfte das Buch auspacken und somit die Veröffentlichung vollenden.

 

Dr. Kirit Somaiya ist ein sehr bodenständiger, menschennaher und beeindruckender Mann. Sein kurzer Aufenthalt auf der Veranstaltung hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Er setzt sich aktiv und frei von Vorurteilen für die Bevölkerung ein. Er ist ein Mann der Tat. Das hat er auch gezeigt, als er seine Mission „Libs for Life“ vorstellte. Darin setzt er sich für Menschen mit Amputationen ein, um ihnen mit Prothesen ihre Handlungsfähigkeit zurück zu geben. Drei junge Männer mit Armprothesen waren gekommen, um ihre Greif- und Schreibfunktionen zu demonstrieren. Ich war zu tiefst gerührt, sehe ich doch fast täglich Menschen mit Verstümmelungen auf der Straße sitzen. Es tut wirklich gut zu sehen, dass es auch Politiker mit so viel Herz und Einsatzbereitschaft gibt.

 

Dr. Rajshekhar Uzagare ist ein langjähriger Freund von IMCARES. Sein Vater hat schon mit Sumitre Gaikwad, Timothys Vater, zusammengearbeitet. Damals hat Sumitre ein neues Projekt für HIV kranke Menschen ins Leben gerufen. Der junge Rajshekhar Uzagare half ehrenamtlich bei der Begleitung und Versorgung dieser Menschen mit.

 

2015-12-06 13.01.42In der gestrigen Veranstaltung berichtete er, wie ihn diese Zeit damals geprägt habe und dass es letztendlich Sumitres Verdienst ist, dass er für dieses Thema Feuer gefangen hat. Er ist ein sehr ehrgeiziger Mann, der sich akribisch für HIV kranke Menschen einsetzt. Seine stetigen Forschungen und die Behandlung dieser Menschen beweisen eindrücklich, dass HIV keinesfalls das Leben einschränken oder verkürzen muss. Mit seiner Arbeit leistet er einen großartigen Beitrag in der Gesellschaft.

 

 

Es war sehr interessant, Teil dieser Veranstaltung sein zu dürfen, die beeindruckenden Berichte zu hören und solch großartige Menschen kennen zu lernen.

Anschließend gab es ein Buffet, das einem Hochzeitsmahl glich. Somit war der Tag auch kulinarisch eine feine Abwechslung.

 

2015-12-04 17.12.00

Frauenabteil außerhalb der Rush Hour

Nun aber folgen die letzten drei Tage meines Aufenthaltes. Ich kann es kaum glauben, dass ich in vier Tagen schon wieder deutschen Boden unter den Füßen habe.

Bis dahin genieße ich allerdings Land und Leute noch in vollen Zügen (im warsten Sinne des Wortes).

 

 

Rebekka

 

 

Theorie und Praxis

In den vergangenen Tagen fanden drei Seminare für die Mitarbeiter von IMCARES statt.

Zu Beginn bekam jeder zwei Zettel. Auf den einen sollten die Mitarbeiter ihre Stärken schreiben, auf den anderen Themen und Fragen, die sie näher interessieren.

 

IMG_2256Das erste Seminar diente somit der Orientierung. Wo steht jeder? Welche Themen sind für die Arbeit im Projekt Ankur relevant? Welche Begrifflichkeiten sollten vereinheitlicht und geklärt werden?

Meine Planungen wurden dadurch ziemlich über den Haufen geworfen. So musste ich mir schnell einen Plan B erstellen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Nach kurzer Ratlosigkeit meinerseits, wo ich nun am besten ansetzen sollte, kamen mir glücklicherweise doch einige Ideen.

 

Im zweiten Seminar sammelten wir zunächst alle Arten von gesundheitlichen Einschränkungen, Defiziten und Behinderungen.

Im Anschluss sollten die Mitarbeiter sämtliche Spiele nennen, die sie kennen. Gruppen-, Paar- und Einzelspiele, Spiele für drinnen und draußen, Actionspiele, ruhige Spiele, etc. Wir sammelten eine ganze Reihe an Möglichkeiten, und ich war überrascht wie viele Spiele auf der ganzen Welt bekannt sind. „Reise nach Jerusalem“ ist hier unter dem Namen „musical chair“ bekannt. Die Mitarbeiter fanden unsere deutsche Bezeichnung sehr witzig, aber auch viel zu lang!

 

IMG_2252Nachdem nun beide Listen fertig waren, wurden die Spiele verschiedenen Fähigkeiten zugeordnet. So entstand eine Übersicht darüber, durch welches Spiel welche Fähigkeiten gefördert und Defizite ausgeglichen werden können. Natürlich wurden die Spiele von uns auf ihre Tauglichkeit getestet =)

 

Im zweiten Seminar befassten wir uns mit der Allgemeinen Unterteilung von Behinderung und deren korrekten Terminologien. Obwohl es eher theoretisch war, wurde das Seminar durch viele Beispiele meinerseits und von Seiten der Mitarbeiter lebendig gemacht. Viele Fragen wurden gestellt und viele Antworten konnten gegeben werden. Natürlich bleibt bei so viel Tiefgang so manche Frage offen. Deshalb ermutigte ich jeden, stets nach Antworten zu suchen und sich in die einzelnen Richtungen noch mehr zu vertiefen.

 
Die Mitarbeiter waren sehr dankbar für die Seminare und genossen auch die Auszeit von ihrer sonstigen Arbeit. Wir hatten sehr viel Spaß, haben viel gelacht, diskutiert und uns ausgetauscht. Die entstandenen Listen hängen nun im Büro und können jederzeit als Anregung dienen.

 

Für morgen, Montag und Dienstag sind drei weitere Veranstaltungen für Mütter und deren Kinder mit Behinderung geplant. Wenn neben diesen Ereignissen noch Platz ist, werden wir noch weitere Seminare durchführen. Die Zeit rennt allerdings schneller als es uns allen lieb ist. In einer Woche heißt es für mich schon Abschied nehmen.

 

Bis dahin wird jedoch jede Minute genutzt, um die Anregungen, Erfahrungen und Ideen aus den vergangenen Wochen optimal umzusetzen und für Ankur zu nutzen.

 

 

Rebekka

Mit Herz und Verstand

Seit Montag haben wir alle auf Freitag hingearbeitet. Nicht, weil dann das Wochenende beginnt. Sondern, weil wir eine großartige Veranstaltung in Dharavi geplant hatten.

 

Am Mittwoch sind wir von Haus zu Haus gezogen und haben sämtliche behinderte Kinder und ihre Mütter zu unserem Event eingeladen. Insgesamt konnten wir 15 Familien ausfindig machen.

Unser Ziel des Treffens war es, die Mütter miteinander zu vernetzen, sie zu ermutigen und über Ankur aufzuklären.

Am Donnerstag planten wir eifrig unser Programm für Freitag und riefen erneut bei den Familien an, um sicher zu gehen, dass sie kommen.

 

Heute morgen war es dann so weit. Im Wissen, dass die indischen Uhren anders ticken, luden wir alle zu 10 Uhr ein, um dann gegen 11 Uhr beginnen zu können. Erneut liefen wir von Haus zu Haus und erinnerten die Familien. Diesmal galt es einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Viele Mütter fanden Ausreden, die sie an der Teilnahme hindern würden. So saßen wir zunächst mit drei Müttern und deren Kindern zusammen. Nach und nach füllte sich jedoch der Raum. Am Ende zählten wir, anstatt der eingeladen 15 Familien, 18 Mütter mit ihren Kindern. Was für ein Erfolg!

IMG_2121Mit Bewegungsliedern konnte Raju (Foto) die Runde schnell auflockern. Anschließend sollten sich die Mütter in Zweiergruppen über ihre Erfahrungen und Kinder austauschen. Jede Mutter gab anschließend ein positives Statement über das Kind des Gegenübers ab. Strahlende Gesichter folgten. Ich hatte die Ehre eine kleine Ermutigungsrede zu halten. Anhand der Lebensgeschichte einer Freundin erklärte ich den Müttern den Wert ihres Kindes und die Liebe, die Gott für sie hat. Die Geschichte war für alle sehr bewegend und traf genau ihre Situation.

Meena erläuterte unser Ankur Programm und abschließend richtete Timothy (Leiter von IMCARES) noch ein paar Worte an die Mütter.

IMG_2147Timothy ist durch verschiedene andere Projekte sehr bekannt in dieser Gegend. Als er den Raum betrat strahlten die Frauen vor Freude und empfingen ihn mit einem dicken Applaus. Er spricht mit jedem auf Augenhöhe, bringt sie zum Lachen und ermutigt sie Hilfe anzunehmen.

Zum Abschluss gab es für die Kinder ein kleines Geschenk und für jeden eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken.

 

Snehalata, Swati, Meena, Shrutika, Rebekka, Raju

Snehalata, Swati, Meena, Shrutika, Rebekka, Raju

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Es lag so viel Freude in der Luft. Ich kann den Anblick der strahlenden Augen kaum in Worte fassen. Kinder, die sonst nicht aus den eigenen vier Wänden herauskommen, waren plötzlich der Mittelpunkt. Mütter, die glaubten „ihr Schicksal“ hinnehmen zu müssen, waren plötzlich motiviert, aktiv zu werden.

Einige fragten konkret nach dem nächsten Treffen und kündigten an, von Ankur profitieren zu wollen.

 

Einen schöneren Wochenabschluss kann es wohl kaum geben!

Rebekka

Kopfsache

Zu Beginn dieser neuen Woche haben wir drei weitere Kinder in Dharavi, dem größten Slum Asiens, erstmalig besucht.

Es ist jedes mal eine Herausforderung, die Wohnungen der Familien in den Slums ausfindig zu machen. Alle 11 Monate müssen sie die Wohnung verlassen und eine neue Behausung im Slum suchen. Wenn sie für eine bestimmte Zeit in einer gemieteten Hütte leben, fällt ihnen diese nämlich als Eigentum zu. Um das zu vermeiden, hat die Regierung diese Regelung erlassen. All zu oft sind die Familien kurz bevor wir sie wieder besuchten, umgezogen. Dann heißt es rein ins Getümmel und ab durch enge, dunkle Gassen. Alleine wäre ich hier hoffnungslos verloren. Es ist einfach unbegreiflich, wie so viele Menschen auf einem Fleck leben können. Die Wohnungen sind auf abenteuerliche Weise übereinander gestapelt und die oberen jeweils durch Leitern erreichbar. Hier muss man jeden Schritt bewusst tun, um nicht zu stolpern oder sich zu stoßen.

 

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Besonders eindrücklich war der Weg zu unserem letzten Hausbesuch. Der Schmale Mauersims führte an einer sumpfigen Müllhalde vorbei (Foto).

Als ich gerade in die Wohnung der Familie eintreten wollte kam plötzlich eine Krähe auf mich herab, packte kurz meinen Kopf mit ihren Krallen und flog weiter. So schnell es passierte konnte ich gar nicht sofort wahrnehmen, was das war. Ich erschrak total und sah diesen riesigen Vogel davon fliegen. Zum Glück blieb kein Denkmal auf meinem Kopf zurück. Doch auch in den Wohnungen muss man als großer Europäer stets seinen Kopf im Auge behalten. Da ist gerne mal ein unerwartetes Regalbrett am Hinterkopf, oder ein auf Hochtouren laufender Deckenventilator auf Stirnhöhe.

Die ganze Familie bewohnt gemeinsam eine “Wohnküche”. In der Ecke ist ein Bereich, um sich zu waschen. Für die Nacht werden Matten oder Decken zum Schlafen ausgebreitet. Das ganze Leben spielt sich in einem ca. fünf Quadratmeter großen Raum ab.

Nachdem wir in die Wohnung der letzten Familie eintraten, fanden wir zwei quirlige Jungs und einen sehr distanzierten Jungen vor. Die Mutter scheint sehr überfordert zu sein. Keiner weiß genau, was dem Sohn fehlt. Er ist hochgradig sturzgefährdet, was man ihm von der Stirn ablesen kann.
IMG_2079Von allen Kindern haben wir zunächst sämtliche Daten aufgenommen. Davon ausgehend werden wir erörtern, ob die Familie ins Ankoor Programm passt, oder doch einem anderen zugeordnet wird.

Ankur nimmt immer mehr Form an. Morgen ist ein Vorstandstreffen von IMCARES, in dem neben Ankoor auch die zukünftige Zusammenarbeit zwischen IMCARES und Seek and Care e.V. besprochen wird. Ich freue mich schon sehr auf diesen offiziellen Teil unserer Kooperation.

Rebekka

Pfandaktion

„Pfand für Gesundheit“

Die Jugendgruppe der Stadtmission Bamberg startete eine geniale Aktion, um die „Pavement Ministry“ zu unterstützen. Pfandflaschen sollten gesammelt, der Erlös gespendet werden.

Zur Orientierung: mit dem Pfand einer Flasche können 10 Aspirin Tabletten in Mumbai erworben werden.

Im Folgenden fasst Naomi Burg die Pfandaktion zusammen:

Pfandaktion“Als Jugendgruppe wollten wir schon lange ein soziales Projekt starten, doch
unsere Ideen waren immer zu kompliziert, damit man sie ordentlich umzusetzen konnte.

Als Rebekka und Thomas Kaminski uns dann in der Jugendgruppe von ihrer wohltätigen Arbeit in Indien erzählten, waren wir direkt Feuer und Flamme mit der Idee, es zu unterstützen.

Wir machten uns gleich eifrig an die Arbeit um Plakate, eine Spendenbox und einen Behälter für leere Pfandflaschen zu basteln. Nach drei Wochen gaben wir die Pfandflaschen im Supermarkt ab und spendeten den Erlös von 220€ an IMCARES in Indien.”

von Herausforderung bis Besinnung

Die vergangene Woche war von Herausforderung, Ermutigung, Bewegung, Freude und Besinnung geprägt.

 

Herausforderung:

Der Schlüssel zu den Kindern sind und bleiben die Eltern, bzw. Angehörigen. Wenn diese nicht mitziehen, ist unsere Arbeit sehr zäh. Das Programm Ankur ist auf die ganze Familie ausgerichtet. Der Wert des Kindes muss vermittelt werden und von allen Familienmitgliedern verinnerlicht werden. In der hinduistischen Kultur ist das jedoch gar nicht so leicht.

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Wird eine Behinderung, Krankheit oder sonstige Einschränkung beim Kind festgestellt, werden zuerst alle Hebel in Bewegung gesetzt, dem Kind zu helfen. Die Mittel, die zur Verfügung stehen werden mit viel Engagement genutzt. Sollte sich dann jedoch keine zeitnahe Besserung zeigen, sinkt die Hoffnung schnell und das Schicksal des Kindes wird hingenommen. Nun bekommt es kaum Aufmerksamkeit und wird lediglich mit dem nötigsten bedacht. Ignoranz, Unwissenheit und Armut sind die drei stärksten Gegner, die unserer Arbeit gegenüberstehen. Zu aller erst müssen wir die verlorene Hoffnung wieder aufflammen lassen. Denn es ist nie zu spät um die Rechte eines Kindes zu kämpfen und ihm ein maximal erfülltes, wertgeschätztes und sicheres Leben zu ermöglichen.

 

Ermutigung:

Bei einigen Eltern ist diese Hoffnung zurückgekehrt. Sie übernehmen (wieder) IMG_1938
Verantwortung für ihr Kind und lernen seinen Wert, sein Potential und seine Sehnsucht neu kennen. Diese Situationen ermutigen uns immer wieder aufs neue. Es gibt eine Chance und wir können mit und in den Familien etwas bewegen. Die maximale Selbstständigkeit des Kindes bedeutet vielleicht nicht, dass es einmal ohne jegliche Hilfe für sich sorgen kann. Aber es bedeutet, dass es im Alltag einbezogen wird und ein aktiver Teil der Familie und Gesellschaft wird. An Stelle auf dem Boden zu liegen, wo jeder auf ihn herab sieht und er kaum Einblick in die Alltagsaktivitäten der Mutter und Geschwister bekommt, kann John[1] nun in einem Rollstuhl sitzend beobachten und wird auf Augenhöhe betrachtet.

 

Bewegung:

Nicht nur körperlich sind wir in Bewegung, indem wir täglich weite Strecken zu Fuß, mit dem Taxi oder dem Zug in die Slums, in Rotlichtviertel oder zu Straßenrandbehausungen zurücklegen. Auch in der Projektentwicklung hat sich einiges getan. Wir konnten nun 8 Kinder im Pilotprojekt ausmachen, anhand derer wir die weitere Arbeit evaluieren, verbessern und weiterentwickeln wollen. Zudem steht bald ein Treffen mit Fachkräften an, die bereit sind ehrenamtlich ihr Wissen und ihre Fertigkeiten einzubringen.

 

Freude und Besinnung:

In all den Begegnungen, Besprechungen, Herausforderungen und IMG_1955Ermutigungen erleben wir vor allem viel Freude. Sowohl bei uns als auch bei den Kindern. Denn sie sind diejenigen, die manchmal als einzige die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben. Die Schmerzen, Verletzungen und Umstände, denen sie täglich ausgesetzt sind, scheinen ihre innere Freude noch nicht untergraben zu haben. Das Lächeln, das sie schenken erfreut und belehrt mich zugleich. Was ist schon mein verstauchter Fuß gegen diese Lebenssituationen. Wenn diese Kinder so eine Kraft entwickeln können und dabei noch so eine Freude ausstrahlen, wie viel mehr Kraft und Freude sollte dann ich in meinen kleinen Alltagsproblemen haben?

 

[1] Name geändert

 

 

Rebekka